Notarkammer Sachsen

Leserforum der Notarkammer Sachsen und der Freien Presse am 05.10.2022 in Chemnitz

"Ihr Wille geschehe - oder doch nicht?"

Notarinnen und Notare informierten zum Erbrecht und haben über den Pflichtteil aufgeklärt – beim diesjährigen Leserforum der Notarkammer Sachsen und der Freien Presse amMittwoch, dem 05.10.2022, ab 18:30 Uhr, im Hotel Chemnitzer Hof, Theaterplatz 4, 09111 Chemnitz.

Die wenigsten Menschen beschäftigen sich gerne mit dem eigenen Tod. Gleichwohl ist es sinnvoll, die Verteilung des eigenen Nachlasses durch eine letztwillige Verfügung (Testament oder notarieller Erbvertrag) selbst zu regeln. Denn die andernfalls eingreifende gesetzliche Erbfolge entspricht nur selten vollständig den Wünschen des Erblassers. Grundsätzlich kann jeder seine Erben frei bestimmen und muss sich dabei nicht an die gesetzliche Erbfolge halten. Nur die in einer letztwilligen Verfügung benannten Personen werden dann Erben und treten im Erbfall automatisch in die Position des Erblassers ein.

Aber Vorsicht! Auch bei der Erstellung letztwilliger Verfügungen gibt es zahlreiche Fehlerquellen und Störfaktoren, die bei der Gestaltung unbedingt Berücksichtigung finden sollten.

Einer dieser „Störfaktoren“ ist der sogenannte Pflichtteil: „Fast jeder hat den Begriff ‚Pflichtteil‘ bereits in dem einen oder anderen Zusammenhang gehört, doch die wenigsten wissen tatsächlich, was es damit auf sich hat“, sagt Tim Hofmann, Geschäftsführer der Notarkammer Sachsen. Bei dem Pflichtteilsanspruch handelt es sich um einen Geldanspruch gegen den oder die Erben, und zwar in Höhe der Hälfte des Wertes des gesetzlichen Erbteils. Wie hoch der tatsächliche Betrag ist, den der Pflichtteilsberechtigte verlangen kann, hängt damit auch vom Wert des Nachlasses ab. Nicht immer kommt es dabei für die Berechnung der Höhe des Pflichtteils allein auf die Verhältnisse zum Zeitpunkt des Erbfalls an. So können unter bestimmten Voraussetzungen etwa auch Schenkungen, die zu Lebzeiten vorgenommen wurden, bei der Berechnung des Pflichtteils zu berücksichtigen sein.

Gerade wenn der Nachlass überwiegend aus Immobilien, Wertgegenständen oder Unternehmensbeteiligungen besteht, kann die Wertermittlung und die Aufbringung der Mittel für die Erben zu erheblichen Schwierigkeiten führen. „Verfügen die Erben nicht über ausreichende liquide Mittel, sind sie oftmals gezwungen, ererbte Gegenstände, wie z.B. eine Immobilie, unfreiwillig oder zu ungünstigen Konditionen zu veräußern oder zu belasten,“ erläutert Hofmann. Was viele Menschen außerdem nicht wissen: „Selbst wenn sich alle Familienangehörigen einig sind, können Pflichtteilsansprüche unter Umständen gegen den Willen von Pflichtteilsberechtigten eingefordert und durchgesetzt werden, etwa von Sozialhilfeträgern, die für pflichtteilsberechtigte Kinder Leistungen erbracht haben“, weiß Hofmann.

Hofmann rät daher, sich mit der Thematik frühzeitig auseinanderzusetzen und sich umfassend erbrechtlich beraten zu lassen, um den Erben spätere Probleme zu ersparen.

Wann entstehen Pflichtteilsansprüche? Wer ist pflichtteilsberechtigt? Gibt es Möglichkeiten, den Pflichtteil auszuschließen oder zumindest zu reduzieren? Wie kann ich zu Lebzeiten Vorsorge treffen? – diese und weitere Fragen haben Notarinnen und Notare beim diesjährigen Leserforum der Notarkammer Sachsen und der Freien Presse am Mittwoch, dem 05.10.2022, ab 18:30 Uhr, im Hotel Chemnitzer Hof, Theaterplatz 4, 09111 Chemnitz beantwortet. Moderator der Veranstaltung war Herr Sven Kochale, freier Moderator, u.a. MDR.

Die kostenfreie Veranstaltung gab die Gelegenheit, sich rund um das Thema Erben, Vererben und Pflichtteil zu informieren.

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